Schulzentrum Bilger-Breustedt
Taufkirchen-an-der-Pram, Österreich - 2009

Bauherr Gemeinde Taufkirchen-an-der-Pram
Nutzfläche 5152 m2
Baukosten 11.86 M Euro
Wettbewerb 05 | 2006
Planungsbeginn 06 | 2006
Baubeginn 03 | 2007
Fertigstellung 01 | 2009

Wie man Schulen heute baut
Text von DI Romana Ring für die Oberösterreichische Zeitung

Das neue Schulzentrum der in Paris ansässigen Dietmar Feichtinger Architectes in Taufkirchen an der Pram zeigt, wie klar, übersichtlich, funktionell, komfortabel, orts- und landschaftsverbunden, kurzum: wie motivierend Schule als Bauwerk sein kann.

Man muss allerdings den Willen und die Kompetenz haben, ein in Verordnungen durchaus festgeschriebenes Raumprogramm auf seine Entfaltungsmöglichkeiten hin zu untersuchen. Der als Siegerprojekt aus einem Architektenwettbewerb
hervorgegangene Bau schließt anstelle eines nicht sanierungswürdigen und folglich abgebrochenen Schulgebäudes an einen bestehenden Kindergarten und setzt die dem Standort eingeschriebene Bedeutung erstmals auch gestalterisch um.
Ein langer prägnanter Baukörper steht mit seinem Sockel aus Sichtbeton und zwei Holzschindel-verkleideten Obergeschossen parallel zur Bundesstraße während eine zweigeschossige gläserne Halle die Verbindung zum Bestand herstellt. Sie fasst, von der Straßenflucht zurückversetzt, ein vielfältig nutzbares Foyer mit einem angemessenen Vorplatz. Dahinter liegt ein eingeschossiger Pavillon, der dazu beiträgt, den von der Pram begrenzten Grünraum im Süden der Gebäude räumlich zu ordnen und den einzelnen Nutzungen zuzuweisen.

Das Schulzentrum beherbergt neben der Volks- und Hauptschule auch die Musikschule, ein Heimatmuseum und stellt seinen Turnsaal Vereinen zur Verfügung.
Diesen komplexen Nutzungsanforderungen sind Dietmar Feichtinger Architectes nicht nur mit der gut durchdachten Organisation der Grundrisse begegnet. Sie haben auch in der Ausformung der einzelnen Baukörper auf eindeutige Zuordnungen geachtet. So sind Musikschule und Heimatmuseum voneinander unabhängig, wenn auch durch gemeinsam nutzbare Räume verbunden vom Foyer aus erschlossen im Erdgeschoss der Anlage untergebracht. Auch der zweigeschossige, an der westlichen Stirnseite der Anlage im Untergeschoss gelegene Turnsaal ist über Stiege und Aufzug aus dem Foyer her zugänglich. Die Volksschule belegt den südlich an das Foyer schließenden, in seiner Mitte von einem Atrium belichteten Pavillon. Den nach Süden und Westen orientierten, mit großen Schiebelementen weit öffenbaren Klassen sind Terrassen vorgelagert, deren Nutzung in den Unterricht einbezogen werden kann. Ein ähnlich starker Bezug zum Landschaftsraum zeichnet auch die Klassen der in den beiden Obergeschossen, über einen eigenen Eingang und ein Stiegenhaus an der Fuge zum Turnsaal erreichbaren Hauptschule aus. Ihre von weit auskragenden Vordächern beschirmten Terrassen bereichern das Haus ebenso wie die subtile Lichtführung, die selbst Erschließungsflächen hohe Aufenthaltsqualität verleiht.
Der intensive Einsatz des Baustoffes Holz trägt ebenfalls viel zur angenehmen Stimmung der Räume bei und wurde bei der Vergabe des oberösterreichischen Holzbaupreises 2009 mit einem Sonderpreis für Mischbauweise gewürdigt.


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